FAQ
Etwa 2100 Ordensschwestern, 100 Ordensbrüder und 200 Ordenspriester aus 71 Gemeinschaften leben in rund 235 Niederlassungen im Bistum Münster. Dazu gesellen sich sieben Säkularinstitute und außerdem Laiengemeinschaften, in denen sich einige Mitglieder ganz Gott geweiht haben und daher auf Ehe und Familie verzichten. Zum geweihten Leben gehören ebenfalls zahlreiche singles, die sich verborgen oder öffentlich für einen individuellen Weg der Nachfolge Christi in Ehelosigkeit entschieden haben.
Gedanken zum geweihten Leben
Was heißt "geweihtes Leben"?
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Der Begriff geweihtes Leben drückt aus, dass man sich ganz einer Tätigkeit, Aufgabe oder Begabung hingibt. So kann ein Leben der Musik oder der Politik geweiht sein, aber auch den Straßenkindern oder der Pflege kranker Menschen. Gottgeweihtes Leben möchte Gott an die erste Stelle setzen und alle Lebensbereiche und Entscheidungen an ihm ausrichten. Der Begriff klingt vielleicht etwas altmodisch, die Begeisterung des Herzens ist dabei aber immer neu.
Autorin: Dr. Hannah Schulz, Ordensreferentin im Bistum Münster
Was sagt der Papst zum "Jahr des geweihten Lebens"?
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Zum Jahr des geweihten Lebens hat Papst Franziskus ein apostolisches Schreiben verfasst. Darin ermutigt er die Frauen und Männer des geweihten Lebens dankbar in die Vergangenheit zu schauen, die Gegenwart mit Leidenschaft zu leben und die Zukunft voll Freude zu ergreifen. Er fordert außerdem dazu auf durch ihre Freude zu bezeugen, dass Gott fähig ist unser Herz zu erfüllen und uns glücklich machen kann. Die Personen des geweihten Lebens sollen die Welt aufwecken und prophetisch leben, in dem sie es verstehen "andere Orte" zu schaffen. Ordenschristen seinen "Experten der Communio" und sollen dies innerhalb und außerhalb der Gemeinschaften durch vielfältige Vernetzungen weiter zur Entfaltung bringen. Schließlich sollen sie nicht aufhören, hinauszugehen in die ganze Welt um durch ihr Tun und Beten das Evangelium zu verkünden. Denn im Hören auf Gott und in der Aufmerksamkeit für die Nöte der Welt können sie die Stunde Gottes, die Zeit der Gnade, erkennen.
Autorin: Dr. Hannah Schulz, Ordensreferentin im Bistum Münster
Was ist das besondere am Ordensleben?
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Geweihtes Leben kann in Gemeinschaft oder individuell gelebt werden. Die größte Anzahl der geweihten Personen im Bistum Münster gehört einem Orden an, daher wird meist nur von Ordenschristen, bzw. Ordensfrauen/Ordensschwestern und Ordensmännern/Ordensbrüdern gesprochen. In den Orden leben diese Personen einen Gegenentwurf zu bestimmten gesellschaftlichen Trends. Durch ein gutes Maß an Distanz zur Welt gewinnen und erhalten sie sich einen Freiraum, in dem sie anders mit Zeit, Macht, Besitz, Beziehungen und Sexualität umgehen. Wo das gelingt, befreit es sie von Leistungsdruck, Anspruchsdenken, Machtspielen und dem endlosen Streben nach Gewinnmaximierung. Wichtiger als Effizienz werden dann Großzügigkeit und Nächstenliebe.
Die Hingabe an Gott wird genährt vom persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet, das wie eine Zwiesprache mit einem Freund ist. Gemeinschaftliche Formen des geweihten Lebens engagieren sich gemeinsam dafür, Zeit und Raum für dieses Gebet bereit zu stellen. Es ist ein großes Glück in einem Umfeld leben zu dürfen, in dem man regelmäßig zum Gebet eingeladen und ermutigt wird. Orden bauen einerseits auf jahrhundertealte Gebetstraditionen auf, bieten aber ebenfalls einen Schutzraum, um mit verschiedenen Gebetsformen zu experimentieren und sie aktuellen Bedingungen und veränderten Bedürfnissen immer wieder anzupassen.Autorin: Dr. Hannah Schulz, Ordensreferentin im Bistum Münster
Was können wir von den alternden Ordensgemeinschaften lernen?
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In vielen Ordensgemeinschaften ist das Durchschnittsalter stark angestiegen. Es spiegelt sich dort eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung wieder. So wie früher einige große Kloster ein Vorbild für gelebte Demokratie waren, können diese Orden heute Wegweiser sein, die uns zeigen, wie in einer alternden Gemeinschaft Leben gemeinsam gestaltet werden kann. Mit großer Umsicht wird auf jede und jeden einzelnen geschaut. Es wird ihnen die Möglichkeit gegeben, das zu tun und zum gemeinsamen Leben beizusteuern, was ihnen noch möglich ist. Pflegebedürftige Mitglieder werden solange wie möglich in den eigenen Einrichtungen versorgt, regelmäßig besucht und es wird ihnen ermöglicht, ihre Berufung bis zum Ende treu zu leben. Häufig werden diese Gemeinschaften als beglückende Lebensform erlebt, die vor der Einsamkeit im Alter schützen. Im Umgang mit alten Menschen könnten wir von den Ordensgemeinschaften viel lernen.
Autorin: Dr. Hannah Schulz, Ordensreferentin im Bistum Münster