Seelsorgeamtsleiter Pater Manfred Kollig über Flüchtlingshilfe

"Boten Gottes" sein und als solche die hier ankommenden Flüchtlinge als "Botschaft Gottes" zu begreifen: Dafür hat sich Pater Manfred Kollig SSCC, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge des Bistums Münster, im Interview mit der Verlagsgruppe Bistumspresse ausgesprochen.

Christen dürften christliche Flüchtlinge nicht als Problem sehen, "sondern als eine Botschaft Gottes. Sie kommen zu uns als Brüder und Schwestern." Dazu gehöre, sie im Glauben zu unterstützen, vor allem angesichts schlimmer Erfahrungen in ihrer Heimat und der Bedrohungen in Deutschland. "Als ,Boten Gottes‘ können wir ihnen zeigen, dass Gott auch in diesen Situationen bei ihnen ist", betont Pater Manfred, "um durch unsere Haltung, Worte und Taten deutlich zu machen: ‚Gott ist da, auch für Euch.’"

Eine zentrale Herausforderung sieht er darin, gemeinsam die Fremdheit zwischen Flüchtlingen und Einheimischen zu überwinden. "Gerade bei den syrischen Flüchtlingen sieht man, dass es christliche Kirchen gibt, mit denen wir bisher kaum etwas zu tun hatten", erklärt er, "wir sind Schwestern und Brüder, und zugleich sind wir uns fremd."

Zur Überwindung dieser Fremdheit könnten Haupt- und Ehrenamtliche beitragen. Dazu müssten Begegnungen geschaffen werden, beispielsweise durch Sonntagscafés oder Gemeindefeste. Außerdem könne man in den Gemeinden dafür sorgen, dass in der Liturgie auch die Sprache der christlichen Flüchtlinge vorkomme. So könne das Evangelium in Deutsch und Hocharabisch verkündigt werden oder Flüchtlinge sich im Rahmen der Kirchenmusik beteiligen.

In den Flüchtlingsheimen wiederum könnten Beratung und seelsorgliche Gespräche angeboten werden, außerdem sonntags das Sonntagsevangelium, eine kurze Auslegung und ein muttersprachliches Gebet. "Wir dürfen dabei nicht übersehen, dass die politischen und religiösen Konflikte der Heimatländer in den Heimen unterschwellig weiter wirken", warnt der Seelsorgeamtsleiter, "deswegen ist es wichtig, dass wir für alle Flüchtlinge, egal welcher Religion sie angehören, da sind. Wenn wir nur die Christen unterstützten, würde das die Konflikte verstärken." Erst, wenn die Grundbedürfnisse aller Flüchtlinge gedeckt seien, könne man sich der Pastoral für christliche Flüchtlinge zuwenden.

"Offensiv und transparent" müssten Christen die Solidarität mit christlichen Flüchtlingen und den interreligiösen Dialog mit Flüchtlingen anderen Glaubens leben. Das sei kein Widerspruch. "Beide Elemente sind wichtig für ein gutes Miteinander", betont Pater Manfred.

Zugleich mahnten viele Katholiken zu Recht, die Armut in Deutschland nicht zu vergessen. "Sie behalten im Blick, dass wir die einen Armen nicht gegen die anderen ausspielen dürfen", sagt der Ordensmann. Das diene der Einheit der Gesellschaft. "Anwalt aller Bedürftigen zu sein, das bedarf natürlich aufgrund der Flüchtlinge eines noch stärkeren Engagements", gibt er zu bedenken – und weist darauf hin, dass das auch eine Chance für die Gemeinden sei.

Denn: "Es gibt eine neue Weite auf die Welt hin." Vor der Flüchtlingskrise hätten sich die Katholiken sehr stark mit sich selbst beschäftigen können. Jetzt vermutet Pater Manfred: "Vielleicht öffnet uns Gott durch die Flüchtlinge die Augen und sagt uns: ‚Weitet den Horizont und guckt, wo die wirklichen Nöte und Herausforderungen sind.’ Ich finde gut, dass uns so gezeigt wird, dass wir Weltkirche sind."

Außerdem überrasche viele deutsche Christen das Glaubensleben christlicher Flüchtlinge. "Der Glaube dieser Menschen kann uns ermutigen, selbst zu glauben", nennt Pater Manfred eine weitere Chance. Ebenso brächten viele, die nicht zur Kirche gingen oder sich anders in der Kirche engagierten, ihre Talente in der Flüchtlingshilfe ein. "Ich glaube, dass die Flüchtlinge uns helfen, Volk Gottes zu werden", sagt Pater Manfred, "unterwegs zu sein, beweglich und nicht statisch. Denn Christen haben nirgendwo auf der Erde ihre endgültige Heimat."

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