Schwester Raphaela fordert mehr Bildungsprogramme in Afrika

Eine Ausweitung der Bildungsprogramme hat Missions-Benediktinerin und Ärztin Dr. Raphaela Händler für die Entwicklung der Staaten in Schwarzafrika verlangt. "Bildung ist der Schlüssel für Entwicklung. Wir dürfen in der Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit nicht stehen bleiben", sagte die aus Nottuln stammende und in Tansania lebende Ordensschwester am 1. Oktober in Münster. Seit vielen Jahren wird sie vom Internationalen Katholischen Missionswerk ‚missio‘ mit Sitz in Aachen unterstützt. Aktuell kam sie nach Deutschland, um auf den in diesem Jahr am 25. Oktober in der katholischen Kirche begangenen ‚Sonntag der Weltmission‘ hinzuweisen.

"Ich wünsche mir, dass sich die Staaten Afrikas verantwortlich entwickeln. Die Politiker sollten wirklich das Allgemeinwohl ihrer Völker vor Augen haben – mit weniger Korruption, Vetternwirtschaft und Inkompetenz in der Abwicklung von Projekten", sagte Schwester Raphaela. Auch in Tansania erlebe sie, wie Bodenschätze gewinnbringend auf den Weltmarkt gebracht werden, ohne dass die Bevölkerung des Landes davon profitiere. "Die internationalen Konzerne und eine kleine Minderheit erzielen die Gewinne. Die Armut wird nicht bekämpft", sagte die Ordensfrau.

Tansania gehöre zu den ärmsten Ländern der Welt. Von den 50 Millionen Einwohnern lebt die Hälfte unter der Armutsgrenze. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung nehme das Land nur Rang 159 unter 187 Staaten ein. Die Kirche in Tansania wolle eine starke Stimme sein zum Schutz der Armen und der Landbevölkerung, und sie wolle der Jugend eine Hoffnung geben, betonte Schwester Raphaela.
Seit mehr als 40 Jahren lebt und arbeitet Händler als Missionsschwester in Afrika. Die 75-Jährige engagierte sich für den Bau von Krankenhäusern, Kindergärten und Schulen für Mädchen, sie setzte sich besonders für den Kampf gegen Aids ein. 1969 ging sie zum ersten Mal nach Tansania. Sie wurde Fachärztin für Gynäkologie und baute mit Spenden ihre erste Klinik, in der Tausende von Kindern geboren wurden.
Ab 1994 wirkte Schwester Raphaela zehn Jahre lang in Namibia und baute dort das nationale Programm zur Bekämpfung von Aids auf. Vor zehn Jahren kehrte sie nach Tansania zurück und bekämpft seitdem in der Region Ndanda mit Bildungsprojekten die Ursache von Armut und Hunger. Ihre Aids-Arbeit setzte sie dort in dem von ihr angestoßenen Projekt ‚Uzima‘ fort.

Die von Schwester Raphaela Händler in Namibia und Tansania aufgebauten Initiativen gehören zu den größten Nichtregierungsprogrammen gegen die tödliche Krankheit. Mit Hilfe von "Ein Herz für Kinder" gründete sie 2005 einen Kindergarten, 2006 eine Schule mit Internat für Kinder aller Religionen und 2010 einen Montessori-Kindergarten mit Vorschule in Mtwara. Sie baute die Aquinas-Sekundarschule auf, die rund 450 Schülerinnen und Schüler hat und diese bis zum Abitur führt. Gegenwärtig bemüht sie sich um den Bau einer neuen Grundschule, die katholisch ausgerichtet ist, ein ganzheitliches Konzept für die Bildung hat und mit Englisch als Unterrichtssprache beginnt. 

Im Rahmen des ‚Sonntags der Weltmission‘ rückt Missio in diesem Jahr Tansania in den Mittelpunkt des Interesses. Mehrere Einzelgäste werden in der Zeit zwischen dem 9. und 25. Oktober 2015 in Deutschland für das Hilfswerk unterwegs sein. Der "Sonntag der Weltmission" ist eine weltweite Solidaritätsaktion der Katholiken. Fast die Hälfte der weltweit rund 2500 Diözesen befindet sich in Ländern, die wie Tansania zu den ärmsten der Welt gehören. Am ‚Sonntag der Weltmission‘ sammeln mehr als 100 päpstliche Missionswerke Spenden für sie. In Deutschland findet die Kollekte am Sonntag, 25. Oktober 2015, statt.

Mit verschiedenen Veranstaltungen und Gottesdiensten wird die diesjährige Aktion zum Sonntag der Weltmission vom 9. bis 11. Oktober im Bistum Dresden-Meißen feierlich eröffnet. Daran teilnehmen wird auch Schwester Raphaela Händler. Anschließend werden die Gäste zu Begegnungen in Schulen und Gemeinden unterwegs sein und zum Gespräch über die Situation in Tansania zur Verfügung stehen. In das Bistum Münster kommen wird Pfarrer Georg Aßmann. Der 1985 in Münster geweihte Priester ging 2001 nach Tansania. Seitdem ist er der erste Pfarrer der neu gegründeten St.-Josef-Gemeinde in Landanai im nördlichen Bundesland Manyara. 

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