Pflegebedürftige Brüder nehmen Anliegen ins Gebet mit auf
Hingehen, wo sie gebraucht werden: Für die Kapuziner in Münster steht dieser Auftrag ihres Ordensgründers Franz von Assisi an oberster Stelle. „Wir möchten nicht in einer anderen Welt – aber anders in dieser Welt leben“, sagt Bruder Laurentius Wenk, der Vikar des mehr als 400 Jahre alten Konvents. Das Kloster in Münster ist das Ausbildungshaus der Deutschen Kapuzinerprovinz. Alle jungen Brüder kommen nach dem Noviziat nach Münster in das sogenannte Juniorat, besuchen hier die ordenseigene Hochschule, die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH), studieren Theologie an der Universität Münster oder bilden sich am Kompetenzzentrum für Christliche Spiritualität IUNCTUS weiter.
Die Corona-Pandemie hat die Aufgaben der rund 30 Brüder zwischen 25 und 95 Jahren verändert. Bruder Laurentius kam vor einem Jahr nach Münster und sollte unter anderem in der Seelsorge der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser mitwirken. Jetzt kümmert er sich überwiegend um die neun pflegebedürftigen Brüder. Diese mussten aufgrund des erhöhten Risikos eines schweren Krankheitsverlaufs vom Gesamtkonvent getrennt werden und können nicht mehr am regulären Tagesablauf im Konvent teilnehmen. Bruder Laurentius unterstützt die Pflegekräfte auf der Station im 2. Stock, betet mit den Brüdern die Stundengebete und feiert mit ihnen täglich die Heilige Messe. In dieser beten sie auch für die Anliegen anderer Menschen, die sich an das Kloster gewandt haben. Im Monat Dezember werden es mehr sein als sonst: Die Kapuziner übernehmen die Klosterfürbitte des Internet-Seelsorge-Portals www.haus-der-seelsorge.de des Bistums Münster und nehmen die dort eingehenden Fürbitten in ihre Gebete auf.
„Für die pflegebedürftigen Brüder, die sich in der Zeit der Pandemie besonders schützen müssen, aber auch für uns Kapuziner insgesamt ist das Gebet das Herzstück unseres Lebens“, erklärt Bruder Laurentius. Franz von Assisi habe sich besonders den Ausgegrenzten, denjenigen, die von der Gesellschaft vergessen werden, zugewandt. „Das prägt unseren Orden bis heute“, sagt der Vikar des Klosters und nennt Beispiele: So versorgen die Kapuziner in Münster täglich Bedürftige mit einer Mahlzeit, sie gewähren Schutzsuchenden Kirchenasyl und bringen sich auf verschiedene Weise in der Gesprächsseelsorge ein. Den pflegebedürftigen Brüdern ist ein Einsatz in diesem Rahmen oft nicht mehr möglich. „Sie wenden sich im Gebet besonders denjenigen zu, an die sonst vielleicht niemand mehr denkt“, sagt Bruder Laurentius. Ein Aspekt, der durch Corona eine neue Aktualität bekommen hat, ist er sich sicher. Denn durch die Umstände der Pandemie gebe es immer mehr Menschen, die beispielsweise von Einsamkeit betroffen sind. „An sie denken wir neben den Klosterfürbitten im Dezember besonders.“
Für die Kapuziner findet das Gebet aber nicht nur im Stillen oder in der Begegnung mit den Menschen statt, sondern auch in der Natur. Der Heilige Franziskus habe auch die Pflanzen und Tiere als Schwestern und Brüder bezeichnet und die Schöpfung immer wieder aufs Neue gepriesen, erklärt Bruder Laurentius. Er und seine Mitbrüder setzen sich genau dafür ein: Als Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung haben sie ihren Klostergarten zu einem Rückzugs- und Erfahrungsort ausgebaut, „ein Ort der Erhaltung von Artenvielfalt“, verdeutlicht er. In diesem Jahr hat der Garten die „Auszeichnung der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ erhalten. 150 Salat- und Gemüsesorten, 160 Kräuterarten sowie 90 verschiedene Obstsorten sind hinter der Klostermauer zu finden. Die Pflege des Gartens übernehmen behinderte und psychisch erkrankte Menschen aus den Alexianer Werkstätten in Münster. „Auch in dieser Kooperation spiegelt sich der Geist des Heiligen Franziskus wieder“, betont Bruder Laurentius.
Wer den Kapuzinern in Münster im Dezember seine ganz persönlichen Bitten anvertrauen möchte, kann das im Internet unter www.haus-der-seelsorge.de tun.