Pater Quan kümmert sich um die vietnamesischen Katholiken
Nach jedem Wochenende hat Pater Peter Quan Nguyen locker 400 Kilometer mehr auf dem Tacho seines Autos stehen. „Mein Gebiet ist einfach sehr groß“, sagt der 37-Jährige in noch etwas gebrochenem Deutsch. „Sein Gebiet“ reicht von der niederländischen Grenze bis nach Georgsmarienhütte und von Recklinghausen bis zur Nordsee. Seit Mai fährt Pater Quan, wie er genannt werden möchte, die einzelnen Kirchorte ab, feiert Messen und besucht Gemeinde-mitglieder. Er ist Seelsorger für die vietnamesischen Katholiken in den Bistümern Münster und Osnabrück und in dieser Funktion Nachfolger von Pater Josef Hanh Huynh Cong, der nach Rottenburg-Stuttgart versetzt worden ist. Dass mit Pater Quan wieder ein Steyler Missionar auf dem ehemaligen Klostergelände lebt, freut besonders die St. Arnolder. Der Orden gehört für sie zum Ort.
1981 in DakLak in Vietnam geboren und von seinen Eltern im katholischen Glauben erzogen, wollte Pater Quan schon als kleiner Junge Priester werden. Die Steyler Missionare, ein in Vietnam bekannter Orden, haben ihn früh fasziniert: „Ich habe über sie einen Artikel gelesen und fühlte mich gleich angezogen.“ Ein Gefühl, dass ihn nicht mehr losgelassen hat. 2002 trat er in den Orden ein, 2013 legte er die Ewige Profess ab. Ein Jahr später wurde Nguyen zum Priester geweiht. Von 2014 bis 2015 arbeitete er als Seelsorger und Kaplan in Ho Chi Minh, seit 2016 in Rheineck bei St. Gallen in der Schweiz, wo er erste Erfahrungen in einer europäischen Pfarrei sammelte. Für seinen weiteren Weg hatte Pater Quan keine konkreten Ziele: „Ich bin bereit, überall hinzugehen“, sagt der Ordensmann. Deshalb hat er Ja gesagt, als der Provinzial der Steyler Missionare in Deutschland ihn fragte, ob sich vorstellen könne, die Aufgabe des vietnamesischen Seelsorgers für die Diözesen Münster und Osnabrück zu übernehmen.
Pater Quan mag die Gemeinschaft, interessiert sich für andere Kulturen. Das passt prima, denn in Deutschland ist vieles so anders. Beispielsweise bei der Glaubensweitergabe an die Kinder. Den vietnamesischen Mädchen und Jungen werden früh religiöse Traditionen und Inhalte vermittelt. Daran hält die muttersprachliche Mission auch im Bistum fest. In den Sommerferien gibt es in St. Arnold immer ein einwöchiges Camp, in dem über 100 Kindern und Jugendlichen aus der gesamten Bundesrepublik biblische Themen teils spielerisch nähergebracht werden.
Damit er in der Abgeschiedenheit des ehemaligen Missionshauses nicht alleine ist, soll er künftig enger vor Ort eingebunden werden. Ab August wird der Steyler mit einer Viertelstelle in der Neuenkirchener Pfarrei St. Anna tätig sein. Was genau der 37-Jährige machen wird, muss noch mit Pfarrer Markus Thoms geklärt werden, allerdings wird Pater Quan aus zeitlichen Gründen das Seelsorgeteam eher in der Woche verstärken: „Samstags und sonntags bin ich ja in den vietnamesischen Gemeinden unterwegs.“ Mindestens einmal im Monat gibt es eine muttersprachliche Messe mit traditionellen Liedern, Gebeten und manchmal auch Tänzen in St. Arnold.
Einen guten Draht hat der Pater zum benachbarten Arnold-Janssen-Gymnasium. Schulleiter Meinolf Dörhoff hat ihm Unterstützung beim Deutschlernen angeboten, und wenn er mag, kann Pater Quan in der AJG-Mensa zu Mittag essen. Gerne würde er sich in der neuen Kapelle zu Gottesdiensten mit der Schulgemeinde treffen. Nach den Sommerferien soll darüber gesprochen werden.
In St. Arnold ist das Zentrum und Bildungshaus der vietnamesischen Mission. Dort treffen sich die Vietnamesen regelmäßig zu Gottesdiensten, Besinnungs- und Schulungstagen, Werkwochen sowie Kinderfreizeiten. Im Bistum Münster leben zurzeit 319 Vietnamesen, davon 102 im niedersächsischen Teil. Im Bistum Osnabrück sind es 328. Da viele Vietnamesen aufgrund ihrer zum Teil dramatischen Fluchtgeschichten nur die deutsche Staatsbürgerschaft haben, ist die Gesamtzahl der Katholiken vietnamesischer Herkunft erheblich höher.