„Neues wächst“ bei den Mauritzer Franziskanerinnen
„Neues wächst“: Der ursprüngliche Arbeitstitel für das Bauvorhaben der Mauritzer Franziskanerinnen am Franziskusweg hat nach knapp zweijähriger Bauzeit gehalten, was er verspricht.
„Möge nicht nur äußerlich durch die Steine, sondern auch in diesem Haus durch Gemeinschaft und Gastfreundschaft etwas Neues wachsen.“ Diesen Wunsch äußerte Provinzoberin Schwester Herbertis Lubek bei der Segnung des Neubaus samt Kapelle. Das Gebäude beherbergt mehrere Schwestern und bietet Platz für Gäste, die an Oasentagen oder Exerzitien teilnehmen oder sich eine Auszeit vom Alltag wünschen. In einigen Jahren könnte das neue Haus zudem das große, nebenstehende Mutterhaus für die kleiner werdende Ordensgemeinschaft ersetzen.
Mit einem festlichen Gottesdienst weihte Münsters Bischof, Dr. Felix Genn, am 2. Juli die Kapelle und den Altar und segnete den Grundstein sowie den gesamten Neubau. Den Tag hatten die Mauritzer Franziskanerinnen bewusst gewählt: Der 2. Juli 1844 gilt als Geburtstag des Ordens. Und deshalb konnten per Livestream alle Schwestern, auch in den Provinzen in Polen, Japan, Amerika und Indien, den Gottesdienst und die anschließende Grundsteinlegung im Internet verfolgen.
Der Bischof ging in seiner Predigt auf die Gastfreundschaft ein, die den Neubau prägen soll. „Was hat das in der heutigen Zeit für eine Bedeutung angesichts so vieler Menschen, die obdachlos, auf der Flucht und asylsuchend unter uns sind“, sagte Genn. In dem neuen Haus sollen Gäste zu Besuch kommen, Gott aber solle dauerhaft Einzug halten, fügte der Bischof an: „Wir sind froh, wenn er bleibt, wenn sein Besuch sichtbar wird, indem wir uns untereinander in Liebe zuwenden und uns besuchen.“ Das Wort Besuch habe mit Blick auf die Mauritzer Franziskanerinnen eine besondere Bedeutung: „Unzählige Besuche und Visiten, so viel Zuwendung haben Sie Kranken und Hilfsbedürftigen als Seelsorgerinnen und Krankenpflegerinnen zu teil werden lassen und leisten damit einen wichtigen Dienst am Nächsten“, wandte Genn sich an die Ordensschwestern.
Als ein „liturgisches Spiel mit dem Feuer“ bezeichnete der Bischof die anschließende Altarweihe. Wenn auf der Oberfläche fünf Feuer entzündet würden, stehe der Altar in Flammen: „Es ist ein Zeichen dafür, dass Gott uns jeden Tag neu in der Eucharistie besucht und dieser Besuch kommt aus einem inneren, lebendigen und liebenden Feuer zu uns.“ Der Bischof wünschte den Mauritzer Franziskanerinnen, dass sie ihren Dienst aus der Kraft der Taufe und des Heiligen Geistes leben und selbst zum Feuer werden, mit dem sie die Frohe Botschaft zu den Menschen bringen.
Im Anschluss setzte der Bischof Reliquien des Heiligen Konrad von Parzheim, des Heiligen Mauritius, der Heiligen Ida von Herzfeld, der Seligen Euthymia und des Seligen Kardinal Graf von Galen in den neuen Altar und besprengte ihn mit Weihwasser. Bekleidet mit einer Schürze goss er Chrisam-Öl auf den Altar und salbte ihn damit. Auf die fünf Kreuze, die an die Wundmale Christi erinnern, häufte er Weihrauch, das er mit dem Licht der Osterkerze entzündete. Nach der Zeremonie feierte der Bischof die erste Eucharistie an dem geweihten Altar. In den Dienst genommen und gesegnet wurden außerdem der Ambo und der Tabernakel, auch das Ewige Licht wurde entzündet.
Nach dem Gottesdienst, an dem neben Schwester Herbertis auch die Generaloberin Schwester Margarete Ulager und die Oberin des Mutterhauses, Schwester Cäcilia Musekamp, teilnahmen, segnete Bischof Genn den Grundstein, der unmittelbar danach in die Hauswand eingemauert wurde. Ebenfalls in die Mauer versenkt wurde eine Zeitkapsel mit einem Schreiben, in dem die Schwestern die Idee hinter dem Neubau erklären. So überlasse die franziskanische Ordensgemeinschaft ihre Zukunft nicht dem Zufall, heißt es darin. „Rückläufige Mitgliederzahlen, ein umfangreicher Gebäudebestand, Verantwortung für die jüngeren und neuen Mitglieder, sowie der Wunsch, Charisma und Sendung auch weiterhin frei und effektiv zu leben, machten die grundsätzliche und zum Teil schmerzliche Entscheidung notwendig.“ Unter dem Titel „Neues wächst“ solle das Haus wie eine „Keimzelle“ in das Ordensgelände der internationalen Gemeinschaft gepflanzt werden. Die neue Kapelle solle den Schwestern künftig als zentrale Mutterhauskapelle dienen.
Information
Entwickelt wurde der Neubau zunächst von dem Architekten Reinhard Zingler von der Joseph-Stiftung in Bamberg. Die weitere Planung sowie die gesamte Bauleitung übernahm das Architekturbüro Voscort, Simon und Janz aus Münster. Die künstlerische Gestaltung, insbesondere der Kapelle, erfolgte durch die „hermanns architekten“ mit Susanne Klösges und Professor Hannes Hermanns. In die Kapelle eingebaut wurde eine Orgel von der Firma „Orgelbau Fleiter“. Die Gestaltung der Glasfenster übernahm der Maler Thomas Jessen.
Bildunterschriften:
Die Kapelle im Neubau der Mauritzer Franziskanerinnen. Bischof Dr. Felix Genn entzündete zusammen mit dem Bischofskaplan Jörg Niemeier an fünf Stellen auf dem neuen Altar ein Feuer. Im Beisein vieler Mauritzer Franziskanerinnen feierte Bischof Genn einen festlichen Gottesdienst anlässlich der Einweihung des Neubaus. Er segnete den Grundstein des neuen Gebäudes.
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann