Mauritzer Franziskanerinnen verabschieden sich aus Sendenhorst

Wertschätzung, Dank und Anerkennung zum Abschied der letzten beiden Mauritzer Franziskanerinnen Schwester Emelia (3.v.l.) und Schwester Hermanda (4.v.l.). Mit im Bild (v.l.n.r.): Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann, Kuratoriumsvorsitzender Werner Strotmeier, Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Pfarrer Clemens Lübbers sowie stellvertretend für die Ordensleitung Schwester Herbertis und Schwester M. Gabriele. © Foto: St. Josef-Stift Sendenhorst

Es ist eine Zäsur in der Geschichte des St.-Josef-Stifts in Sendenhorst – oder wie Weihbischof Dr. Stefan Zekorn betonte: „Eine Ära geht zu Ende.“ Nach 132 Jahren verlassen die letzten beiden Mauritzer Franziskanerinnen das St.-Josef-Stift und die zugehörigen Altenhilfeeinrichtungen. Mit einem Gottesdienst und einem anschließenden Festakt wurden Schwester M. Emelia und Schwester M. Hermanda verabschiedet und der Einsatz der Ordensschwestern in den vergangenen 132 Jahren gewürdigt. Diese hatten auf Wunsch des Stifters Josef Spithöver seit 1889 in Sendenhorst gewirkt und stets nach dem Leitsatz des St.-Josef-Stifts „Menschen sind uns wichtig“ gelebt.

„Christen sind beauftragt, im Ewigen zu atmen“, zitierte Zekorn die französische Schriftstellerin und Mystikerin Madeleine Delbrêl. „Vieles raubt uns den Atem, der Smog des Alltags, die ständigen Herausforderungen und Überforderungen, nicht zuletzt die Erfahrung von Leid, wie Menschen sie auch hier im St.-Josef-Stift machen“, erklärte der Weihbischof in seiner Predigt. „Im Ewigen atmen“, so hätten die Mauritzer Franziskanerinnen gelebt und gleichzeitig „Kopf, Hände, Füße, das ganze Leben“ für andere Menschen eingesetzt. „Eine solche Lebenshaltung hat eine Wirkung auf uns alle“, würdigte Zekorn und dankte Schwester Emelia und Schwester Hermanda sowie allen Ordensschwestern für ihren Dienst und ihr lebendiges Zeugnis. Als Zeichen des Dankes überreichte er den beiden scheidenden Schwestern eine Kerze: „Sie soll zum Ausdruck bringen, dass Sie für viele Menschen zum Licht geworden sind, weil Sie selbst aus dem Licht, das Christus ist, leben.“

Beim anschließenden Festakt im Spithöver-Forum des St.-Josef-Stifts warf Kuratoriumsvorsitzender Werner Strotmeier einen Blick zurück in das Jahr 1889, als das Wirken der Mauritzer Franziskanerinnen im St.-Josef-Stift mit Schwester Edeltrudis und Schwester M. Ambrosia seinen Anfang nahm. Damals war es ein Belegkrankenhaus, das heißt Ärzte kamen nur für die medizinische Betreuung ins Haus. Die Sorge und große Verantwortung für die Kranken lag auf den Schultern der Ordensschwestern. „Sie prägten ganz wesentlich das Klima im Haus. Heute würde man sagen: Sie gehörten zum Markenkern unserer Einrichtung. Davon profitieren wir noch heute.“

"Ein tolles Führungsmodell für ein Krankenhaus - bis heute"

Viele prägende Spuren hätten die Ordensschwestern hinterlassen, nicht nur im Krankenhaus, sondern auch im Stadtbild und zuletzt in ihren seelsorgerischen Aufgaben im St.-Elisabeth-Stift und im St.-Josefs-Haus in Albersloh sowie im Sakristeidienst der Krankenhauskapelle. Strotmeier hob die Vorbildfunktion der Ordensschwestern hervor, die früher alle strategischen Positionen besetzten und die Leitung der Stationen, der OP-Pflege, Materialausgabe, Apotheke, Küche, des Nähzimmers und des Waschhauses inne hatten. Gleichzeitig liefen in der Klausur, einem abgegrenzten Bereich eines Klosters, alle Informationen zusammen. „Ein tolles Führungsmodell für ein Krankenhaus – bis heute“, betonte der Kuratoriumsvorsitzende.

Im Leitbildprozess haben die Mitarbeitenden des St.-Josef-Stifts formuliert: „Wir leben eine christliche Anbindung“. Wie lässt sich das ohne die Ordensschwestern in die Zukunft tragen? Strotmeier: „Ich bekenne mich ausdrücklich für den Träger zu diesem Unternehmensziel. Gemeinsam mit der Pfarrgemeinde, mit unseren Seelsorgern und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möchten wir weiter an diesem Unternehmensziel arbeiten, weil der Stifter es in seiner Satzung so gewollt hat, weil es gut für uns ist, weil es uns über 130 Jahre getragen hat, weil dann ein Segen auf unserem Tun liegt und unsere Arbeit und unsere Anstrengung von Erfolg gekrönt sind und gelingen.“

"Heilen durch Zuwendung und dabei den ganzen Menschen sehen"

Schwester Emelia und Schwester Hermanda dankte er: „Es war eine gute Zeit. Wir werden Sie vermissen und oft an Sie denken.“ Als Trägervertreter richtete er seinen Dank auch an die Ordensleitung für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und freute sich, dass Mauritzer Franziskanerinnen im St.-Josef-Haus in Ennigerloh und im St.-Magnus-Haus in Everswinkel die Arbeit fortsetzen.

Geschäftsführer Dr. Ansgar Klemann dankte den Ordensschwestern ebenfalls und übermittelte die Wertschätzung im Namen aller Mitarbeitenden und der Patienten und Bewohner im Krankenhaus, im Reha-Zentrum, in den vier Altenheimen und der Firma Perfekt. „Heilen durch Zuwendung und dabei den ganzen Menschen sehen“, hob er als besonderes Merkmal ihrer „zupackenden Seelsorge“ hervor. Bürgermeisterin Katrin Reuscher brachte im Namen des Rates und der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Sendenhorst ihren Respekt und Anerkennung für die Haltung und die Präsenz der Ordensfrauen und all ihrer Vorgängerinnen zum Ausdruck.

Abschließend spannte Schwester Herbertis, die bis vor kurzem Provinzoberin war und in dieser Funktion den Abschied aus Sendenhorst mit begleitet hatte, einen Bogen zu den vielfältigen Aufgaben, die die Schwestern in Sendenhorst übernommen haben. Zeitweise waren bis zu 36 Ordensfrauen im Stift. „Wir haben unseren Dienst gerne getan und haben es nur mit Ihnen gemeinsam tun können“, dankte sie den Verantwortlichen des Stifts für die gute Unterstützung.


Geschichte der Mauritzer Franziskanerinnen im St.-Josef-Stift Sendenhorst von 1889 – 2021

Das St.-Josef-Stift und die Mauritzer Franziskanerinnen gehören seit 132 Jahren zusammen. Dem Stifter war es wichtig, dass die Pflege der Kranken Ordensschwestern anvertraut würde, das Krankenhaus sollte eine deutlich katholische Prägung haben. Im Herbst 1887 empfahl der damalige Bischof von Münster in einem Gespräch mit Joseph Spithöver die Mauritzer Franziskanerinnen. Mit der Eröffnung des Hauses am 16. September 1889 zogen die ersten Schwestern ein. Als 1922 der Aufbau der Heilstätte für Knochen-, Gelenk- und Drüsentuberkulose begann, konnten bis zu 300 Patienten versorgt werden. Der Konvent wuchs auf 30 Ordensschwestern an und erforderte 1927 den Bau einer neuer Schwesternklausur und einer Krankenhausküche. Ein bedeutsamer Einschnitt erfolgte 1991: Nach 102 Jahren gaben die Mauritzer Franziskanerinnen die Pflegedienstleitung ab. Zum Konvent gehörten damals 13 Schwestern. Aus dem Volldienst im Krankenhaus schied im Mai 2001 als letzte die langjährige OP-Schwester Emelia aus, ihre Mitschwester Hermanda wirkte seit 2004 im St.-Elisabeth-Stift Sendenhorst. Schwester M. Rolendis übernahm den Sakristeidienst im St.-Josef-Stift.

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