Isabel Nadal ist seit 50 Jahren Ordensschwester
Schwester Isabel Nadal ist dort aufgewachsen, wo Deutsche gerne Urlaub machen. „Mallorca ist meine Heimat“, sagt die 76-Jährige mit spanischem Akzent. Die „schönste Zeit ihres Lebens“ aber hat sie in Münster verbracht. Seit 1977 ist die Ordensfrau in Deutschland, in der Domstadt ließ sie sich damals mit drei Mitschwestern der päpstlich anerkannten internationalen Gemeinschaft Verbum Dei nieder, um Theologie zu studieren und Menschen zum Gespräch über Gott einzuladen. In diesem Jahr feierte Schwester Isabel ihr 50-jähriges Ordensjubiläum.
Die gebürtige Spanierin ist vor allem dankbar – nicht nur mit Blick auf ihr Jubiläum, sondern auf ihr ganzes Leben. „Ich habe keinen einzigen Moment an meiner Entscheidung, in die Gemeinschaft einzutreten, gezweifelt. Ich bin dankbar für alles, was ich bisher erleben durfte und darf“, sagt sie. In ihrer Familie, einer einfachen Bauersfamilie, spielte der Glaube eine große Rolle. „Wir haben gemeinsam gebetet und sind jeden Sonntag in die Kirche gegangen.“ Schon als junges Mädchen habe sie „eine große Sehnsucht nach mehr“ gespürt. Ihr Vater war die wichtigste Bezugsperson: „Ich habe ihn sehr bewundert, er war immer zufrieden mit dem, was er hatte. Und er hat vom Evangelium erzählt, das hat mich fasziniert“, erinnert sich Schwester Isabel.
Ein religiöses Wochenende in der Schule gab den Ausschlag: 1964 trat die damals 19-Jährige der Gemeinschaft Verbum Dei bei, die erst ein Jahr zuvor auf Mallorca durch Jaime Bonet gegründet worden war. Isabel Nadal verließ Mallorca, ging zunächst nach Barcelona, nach Madrid und schließlich nach Salamanca, wo sie ihr Abitur nachholte. 1971 legte sie ihr ewiges Gelübde ab. In Peru studierte sie Theologie, ehe ihr und ihren Mitschwestern die Universität Münster für weitere Studien empfohlen wurde. „Ich musste alles lernen, die Sprache, ein neues Land, eine neue Stadt, neue Menschen“, blickt Schwester Isabel auf die Anfänge in Münster zurück.
"Wir sind ein offenes Haus"
Die Ordensfrauen bezogen eine Wohnung in der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde – ein großes Glück für die jungen Frauen. „Die Studierenden waren auf der Suche, alles war in Bewegung, unsere Art zu leben hat sie sehr angesprochen“, berichtet Schwester Isabel. Die Ordensschwestern und die Studenten verbrachten viel Zeit miteinander – auch im Gebet und im Gespräch über Gott. Ihren Unterhalt finanzierten die Schwestern zunächst mit Putzen, Isabel Nadal arbeitete parallel zur ihrer Promotion als Spanischlehrerin an mehreren Schulen.
Ein Eckhaus an der Johannisstraße, direkt gegenüber des LWL-Museums, ist seit einem Vierteljahrhundert das Zuhause der Gemeinschaft Verbum Dei in Münster. „Wir sind ein offenes Haus, jeder kann auf einen Kaffee oder Tee, für ein Gebet in unserer Kapelle oder ein Gespräch vorbeikommen“, freut sich Schwester Isabel über die zentrale Lage. Das „zweite Zuhause“ der Schwestern ist ein Exerzitienhaus in Venne, ein Ort für suchende Menschen. „Wir sind ein Zentrum, in dem Menschen die Beziehung mit Gott lernen und vertiefen können, um sie in die Welt zu tragen. Für dieses Ziel leben wir“, betont die 76-Jährige. Es sei eine ständige Herausforderung, seinen Glauben in das Leben zu integrieren. „Wir helfen dabei, die eigene Berufung zu entdecken.“
"Die Menschen suchen Freiheit, Liebe, Anerkennung - in all diesen Dingen ist Gott zu finden"
Ihre eigene Berufung gibt Schwester Isabel Nadal Kraft und Halt. „Ich bin dankbar und fühle mich gesegnet, in dieser Zeit leben zu dürfen. Ich trage eine Hoffnung in mir und ich bin überzeugt, dass diese Zeit, in der wir leben, Menschen mit dieser Hoffnung braucht.“ Probleme, über Gott zu sprechen, hat sie nicht. „Ich glaube, dass wir ihn alle suchen. Die Menschen suchen Freiheit, Liebe, Anerkennung – in all diesen Dingen ist Gott zu finden.“ Die negativen Schlagzeilen rund um die katholische Kirche bedauert Schwester Isabel. „Aber ich folge nicht der Kirche, sondern einem lebendigen Gott. Die Institution hat viele Fehler, aber auch ich habe viele Fehler. Es ist schade, dass für viele nur das Bild der Vollkommenheit zählt.“ Aus Sicht der Ordensschwester braucht es eine neue Art der Spiritualität im Leben, die den Menschen zusagt. „Viele lassen sich nicht mehr nur vom Gottesdienst oder den Sakramenten ansprechen, sie sind aber sensibel für Werte wie Menschlichkeit, Freundschaft, Nähe und auch darüber können wir die Botschaft des Evangeliums vermitteln.“