Fußweg an der Aa wird nach Ordensfrau benannt
Sie ist eine stille Heldin, die in Münster jetzt ein Denkmal bekommt: Die Clemensschwester Laudeberta (1887-1971) leistete während des Nationalsozialismus Widerstand gegen das sogenannte Euthanasieprogramm. Ihre Informationen veranlassten den damaligen Bischof Clemens August Graf von Galen zu seiner anklagenden Predigt vom 3. August 1941 in der St.-Lamberti-Kirche, woraufhin die Aktion gestoppt wurde. Nun wird der Fußweg an der Aa zwischen Spiegelturm und Petrikirche nach ihr benannt und heißt künftig Schwester-Laudeberta-Weg.
1887 im holländischen Groenlo als Johanna van Hal geboren, arbeitete sie zunächst in einem Krankenhaus in Bocholt, bevor Schwester Laudeberta 1910 in den Orden der Barmherzigen Schwestern in Münster eintrat. Als Stationsleiterin in der westfälischen Provinzialheilanstalt Marienthal, der heutigen LWL-Klinik Münster, erfuhr sie von den Vernichtungsplänen des NS-Regimes. Die Ordensschwester riskierte ihr Leben, um etwas gegen die menschenverachtenden Zustände in Marienthal zu unternehmen.
So hatte eine Krankenschwester beim Putzen im Büro eines leitenden Arztes eine Liste mit Namen von Patienten entdeckt, die in der kommenden Woche deportiert werden sollten. Sie schrieb diese ab und gab sie Schwester Laudeberta, die gezielt Angehörige ansprach und ihnen riet, ihre Patienten mit nach Hause zu nehmen. Im Schutz der Dunkelheit machte sie sich außerdem auf den Weg zu Bischof von Galen und erzählte ihm davon. Ein großes Risiko, denn die Clemensschwester stand unter Beobachtung eines NSDAP-Ortsgruppenleiters, der Pförtner in Marienthal war. Immer wieder nahm sie dieses Risiko auf sich und versorgte den Bischof mit Informationen über die geplanten Deportationen – auch am Vorabend der dritten Predigt von Galens, seiner bekannten „Euthanasie“-Predigt vom 3. August 1941.
Wie viele Menschen die couragierte Ordensschwester retten konnte, ist nicht bekannt. Sie blieb nach dem Zweiten Weltkrieg in Marienthal. 1971 starb Laudeberta im Alter von 84 Jahren und ist wie alle Clemensschwestern auf dem Zentralfriedhof in Münster beigesetzt.
Auf ihren Wiederstand gegen die „Euthanasie“-Verbrechen und ihren Einsatz für die Rettung psychisch kranker und behinderter Menschen machten im vergangenen Jahr elf Unterzeichnerinnen und Unterzeichner aus der katholischen Kirche, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der Geschichtswissenschaft und der Stadtgesellschaft aufmerksam. Sie halten den Seitenweg an der Aa für besonders geeignet, denn „über diesen Weg muss Schwester Laudeberta durch den Hintereingang des Bischofpalais zu Bischof von Galen gelangt sein, um diesen über die bevorstehenden Deportationen von Patienten der Klinik Marienthal (…) zu informieren“, heißt es in ihrer Anregung.
Am 22. März beschloss die Bezirksvertretung Münster-Mitte die Namensgebung des Fußwegs an der Aa in Schwester-Laudeberta-Weg. Eine Informationstafel soll über die mutigen Taten der Ordensschwester informieren. Die Änderung von Adressen ist nicht notwendig, der Weg ist Eigentum der Stadt Münster, es sind keine Hausnummern zugeordnet.