Die Anliegen der Menschen vor die Gottesmutter bringen
Nur wenige hundert Meter vom Stadtkern entfernt, und dennoch inmitten von Wald, Wiesen und Wasserläufen, liegt die Schönstatt-Au in Borken. Eine lange Birkenallee führt zu dem weitläufigen Gelände, auf dem knapp 100 Schönstätter-Marienschwestern im Provinzhaus und dem anliegenden Altenheim leben. "Es ist, als wenn hier eine andere Welt beginnt", zitiert Schwester Antonja Schomberg lachend den Satz vieler Gäste, die das Wallfahrts- und Tagungshaus besuchen.
Zentrum des Geländes ist die kleine Kapelle, das sogenannte Schönstatt-Heiligtum. Sofort fällt der Blick der Besucher auf das Gnadenbild der Schönstatt-Bewegung, das eines der weltweit verbreitetsten Marienbilder ist. "Hier bringen wir die Bitten der Menschen, die Anliegen von Welt und Kirche vor Gott", sagt Schwester Antonja. Im Monat August werden noch einige Gebetsanliegen dazukommen. Denn dann werden die Schönstätter Marienschwestern die Klosterfürbitte des Internet-Seelsorge-Portals www.haus-der-seelsorge.de übernehmen und die dort online eingehenden Fürbitten in ihre Gebete aufnehmen.
Für die Welt da sein und mitten in der Welt stehen – das ist den Schwestern besonders wichtig. "So hat es Pater Josef Kentenich, der Gründer unserer Bewegung, vor mehr als 100 Jahren zum Ausdruck gebracht", erklärt Provinzoberin Schwester Marisa Spickers. Die Borkener Marienschwestern seien darum in den verschiedensten Bereichen tätig – von der Gemeindepastoral über die Erziehung und Krankenpflege bis zur Mitarbeit im eigenen Tagungshaus. "Wir machen viele Angebote, um auf die Ehe vorzubereiten, den Familienalltag und die Erziehung der Kinder zu gestalten, aber auch die Jugendarbeit ist ein Schwerpunkt", sagt die 63-Jährige. Die Bildungsarbeit liege den Schwestern besonders am Herzen: Rund 600 Schülerinnen besuchen die Schönstätter Marienschule in Borken in Trägerschaft der Gemeinschaft, an der auch zwei Mitschwestern als Lehrerinnen tätig sind.
Die Schwestern wollen mitten in der Welt sein, "das Ohr am Herzen Gottes und die Hand am Pulsschlag der Zeit", so habe es Pater Kentenich einst gesagt. "In unserer Gesellschaft gibt es heute ein großes Suchen und Fragen, auch nach dem, was mein Leben trägt", erklärt Schwester Antonja. Mit den Angeboten des Schönstätter Wallfahrts- und Tagungshauses wolle man aus der Glaubensüberzeugung heraus Orientierungspunkte für das eigene Leben bieten. 15.000 Besucher und Wallfahrer nutzten dieses Angebot in Borken jährlich. Das stellt die Gemeinschaft der Marienschwestern immer wieder vor Herausforderungen: "Wir müssen auf Veränderungen in der Gesellschaft reagieren und schauen, welche Angebote Menschen auf der Suche nach Antworten unterstützen", ergänzt Schwester Marisa. So offenbart ein Blick in den Veranstaltungskalender sowohl Pilger- und Oasentage als auch einen Ferientag mit Oma und Opa oder einen Gospel-Workshop. "Glaube ist ja auch etwas Aktives", betont sie.
Immer mit dabei: die Gottesmutter Maria. Viele Menschen aus Borken und Umgebung bringen in der kleinen Kapelle ihre Anliegen vor – in stiller oder auch schriftlicher Form. Im Schönstatt-Heiligtum steht ein Krug, der mit Zetteln gefüllt wird. "Menschen geben dort ihre Sorgen, Ängste, Freuden, Verzichte oder Überwindungen in den Krug", erklärt Schwester Marisa. Dahinter stecke der Glaube, dass Gott menschliche Beiträge in Segen wandeln könne. Und so werden im August auch die Gebete aus dem "Haus der Seelsorge" von den Schönstatt-Schwestern vor Maria getragen werden.
Weitere Infos über die Schönstätter Marienschwestern in Borken gibt es im Internet unter www.tagungshaus-au.de.
Informationen
Die internationale Schönstatt-Bewegung wurde 1914 von Pater Josef Kentenich in Vallendar bei Koblenz gegründet. Die dortige ehemalige Michaelkapelle ist das Urheiligtum. Weltweit gibt es etwa 200 Schönstattzentren, deren Mittelpunkt eine originalgetreue Nachbildung des Urheiligtums in Schönstatt ist. Die Schönstätter Marienschwestern wirken heute in allen Kontinenten in 29 Ländern und haben Mitglieder aus 35 Nationen. In Deutschland gibt es zwei Provinzen, darunter eine in Borken. Darüber hinaus existieren in Deutschland rund 40 regionale Schönstattzentren, meist mit einem Heiligtum als Mittelpunkt und weiteren Einrichtungen wie Bildungs- und Tagungshäusern oder Häusern der Schönstatt-Gemeinschaften.
Bildunterschrift
Schwester Heike-Maria Bertling, Schwester Hildmar Schroeder, Schwester Marisa Spickers und Schwester Antonja Schomberg (von links) vor dem Eingang zur Kapelle, dem sogenannten Schönstatt-Heiligtum. (Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann)