Benediktiner wären gerne in Damme geblieben

?Die Benediktiner Br. Isaak Grünberger und Br. Stephan Veith würden gerne ins Oldenburger Land zurückkommen. Foto: Ludger Heuer

"Schwarzach, … da muss ich hin" prangt es in großen Lettern auf einem Schild am Ortseingang der unterfränkischen Gemeinde. Das bedeutendste Bauwerk dieses kleinen Ortes ist die Missionsbenediktinerabtei Münsterschwarzach. Ihr Konvent zählt ca. neunzig Brüder, unter ihnen auch die sieben, die bis kurz vor Weihnachten 2016 den kleinen Konvent des Priorats in Damme gebildet hatten. Der Spruch auf dem Schwarzacher Ortsschild habe für sie nicht gegolten, sind sich der damalige Prior und Leiter des Dammer Gästehauses, Br. Stephan Veith OSB, und sein Stellvertreter, Br. Isaak Grünberger OSB einig. Sie wären gerne in Damme geblieben.

Als der Abt ihn vor fünf Jahren gebeten habe, nach Damme zu gehen, hätten die Pläne ganz anders ausgesehen, sagt Br. Stephan. "Eigentlich sollten wir das klösterliche Gesicht stärken. Wir waren für viele das Gästehaus mit angeschlossenem Kloster. Dabei sollten wir ein Kloster mit angeschlossenem Gästehaus sein." Dafür war sogar ein Kirchenneubau geplant worden. Dass der Konvent im Mutterkloster im letzten Jahr überraschend eine andere Entscheidung getroffen und die Dammer Brüder zurück gerufen habe, mussten sie akzeptieren.

Br. Stephans Fachkompetenz war im Oldenburger Land geschätzt. Er war Mitglied im Ordensrat des Bistums Münster, im Aufsichtsrat der Sr. Euthymia-Stiftung, im Stiftungsrat des CSW (Caritas Sozialwerk St. Elisabeth) und im Aufsichtsrat der DKM (Darlehnskasse Münster). Diese Abschiede haben ihn emotional sehr berührt. In Münsterschwarzach ist der gelernte Steuerberater als stellvertretender Cellerar für die wirtschaftlichen Belange der Abtei zuständig. Er kümmert sich vor allem um das Personalwesen, über dreihundert Menschen arbeiten im Kloster und dem angeschlossenen Gymnasium. Nebenbei baut er die Begleitung von Menschen und die Ansprache der Tagesbesucher aus. "Da sind viele dabei, die sonst mit Kirche nichts am Hut haben."

"Mir ist es sehr schwergefallen, aus dem Oldenburger Land wegzugehen", gibt Br. Isaak zu. Häuser könne man zurücklassen, "aber es waren Menschen, die wir zurück lassen mussten" - im Dammer Krankenhaus, wo er als Seelsorger tätig war, oder bei den Maltesern, deren Landesseelsorger er mit Leib und Seele war. Auch die Mitarbeit in der Berufungskommission des Bischöflich Münsterschen Offizialates habe ihm viel Spaß gemacht. Dennoch sei er beim Abschlussgottesdienst im Dezember überrascht gewesen, wie viele Menschen sich von ihnen verabschieden wollten. Und dann kamen sie zwei Tage vor Weihnachten in Münsterschwarzach an. "Ich bin menschlich reich beschenkt zurückgekehrt, das nimmt mir niemand. Emotional war ich damals aber am Boden. Ich kam gar nicht hinterher, das alles zu verarbeiten." Sechzehn Jahre sei er von Münsterschwarzach weg gewesen, vieles sei ihm fremd vorgekommen. "Ich bin immer noch in der Orientierungsphase." Seine jetzigen Aufgaben liegen außerhalb der Abtei. Mit einer halben Stelle ist er Seelsorger am Kreiskrankenaus im nahen Kitzingen, dort arbeitet er auch im Ethikrat mit. Mit einer weiteren halben Stelle ist er Pfarrer in der Großpfarrei Wiesentheid-Großlangheim.

Enge Bindungen an das Oldenburger Land
Was sie mit dem Oldenburger Land verbinden? "Viel", sagt Br. Isaak. Er sei er oft in Oldenburg  gewesen, habe im Forum St. Peter mitgearbeitet. "Eine wunderschöne Stadt, ich liebe sie." Mehrfach hat er Wilhelmshaven und die Küste besucht. Er habe in diesen Jahren ein Stück Deutschland kennengelernt, was im vorher völlig fremd gewesen sei. "Große Liebe, große Freiheit", lacht er. Kirchlich gesehen sei das Oldenburger Land sehr fortschrittlich. In Franken fühle er sich um Jahre zurückgeworfen, vor allem hinsichtlich der Pfarreiumgestaltungen. Besonders lobt Br. Isaak die Ökumene im Norden: "Völlig unkompliziert und offen. Ganz anders als hier."
Br. Stephan fand die Situation sehr familiär. "Man kannte sich, auch im Offizialat." Bei der Verabschiedung von Weihbischof Heinrich Timmerevers in Garrel im Juni 2016 habe er fast alle Menschen gekannt. Die Schönheit der Dammer Berge vermisst er sehr. Und entgegen anderslautender Vorwarnungen habe er die Menschen im Oldenburger Land als humorvoll, freundlich und nicht kühl erlebt. Er schätzt ihre Konkretheit und Direktheit. "Anders als bei uns in Franken wurde nicht viel rumgeredet, sondern schnell entschieden." Mehrfach hätten sie in den letzten Monaten Besuch aus dem Norden bekommen, über soziale Netzwerke halten sie enge Kontakte mit ihrem alten Wirkungskreis. Immer wieder werde ihnen signalisiert, dass sie dort oben fehlen würden. "Es fast manchmal fast ein Stück Trauerarbeit", gesteht Br. Stephan ein.

Ihre Verbindungen zum Oldenburger Land wollen die beiden Benediktiner nicht abreißen lassen. Br. Isaak nimmt dort sogar noch im November eine Taufe vor. Für Wangerooge hat ihn Pfarrer Egbert Schlotmann angefragt als Urlaubsvertretung. Leider keine Zeit. Ob es in einigen Jahren wieder Missionsbenediktiner im Oldenburger Land gibt? "Sofort gern", lacht Br. Isaak. "So etwas wie Damme können wir aber wohl nicht mehr stemmen", macht Br. Stephan klar. "Aber vielleicht sind anderswo kleinere und erst einmal befristete Formen der Gastfreundschaft möglich." Machen würden sie es sofort. Doch erst sei ein Auftrag durch den Abt nötig.

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