220 Flüchtlinge wohnen bei den Schönstätter Marienschwestern

Provinzoberin Schwester M. Antonja, Stellvertreterin M. Dagmara und ihre fast 100 Mitschwestern haben schnell Ja gesagt, als die Stadt Borken in der Schönstatt-Au eine Notunterkunft für Flüchtlinge einrichten wollte.

Das Lachen und Toben vieler Kinder und Jugendlicher ist auch vor der kleinen Schönstatt-Kapelle unüberhörbar. Einige bolzen auf der Rasenfläche, wo gespendete Fußballtore sich gegenüber stehen. Viele haben Spaß auf dem direkt benachbarten Spielplatz. Und etliche der Jüngeren werfen mit kleinen Bällen zwischen Containern mit Duschen und Toiletten oder Großzelten, unter denen eines mit Tischtennisplatte und Turnmatten lockt.

Lebhaft geht es zu an der städtischen Notunterkunft für zunächst 150 Flüchtlinge, die sehr spontan im August in Borken an der Schönstatt-Au eingerichtet worden war. Die Asylsuchenden schlafen direkt beim Provinzhaus und in der Nähe eines Altenheims, wo insgesamt 100 Schönstätter Marienschwestern zu Hause sind. Viele Flüchtlinge kommen aus Albanien, andere aus Syrien, Afghanistan oder vielen Ländern Afrikas.

Als die Stadt nachgefragt hatte, kam das "Ja" der Gemeinschaft ganz schnell, erinnern sich die Provinzoberin Schwester Maria Antonja Schomberg und ihre Stellvertreterin Schwester Maria Dagmara Könen. "Wir sind aufgerufen, unsere Liebe tatkräftig zu zeigen", sagen sie. Und erinnern an Papst Franziskus, der die Christen aufgefordert hatte, zu den Menschen am Rand der Gesellschaft zu gehen: "Jetzt kam die Peripherie zu uns!"

In der 350 Quadratmeter großen Aula, wo sonst Wallfahrer geistliche Impulse oder Fortbildungswillige fachliche Vorträge hören, haben nun bis zu 90 Menschen ihre Schlafplätze. Je drei oder vier Doppelstockbetten stehen in kleinen Parzellen, die durch verhängte Bauzaunelemente abgeteilt sind. Im zweiten Obergeschoss eines Gästetraktes, der ansonsten gerne von Jakobspilgern belegt ist, wohnen jetzt bis zu 70 weitere Flüchtlinge. Hier stehen Zweistockbetten in Räumen, die eigentlich Einzelzimmer mit Etagenduschen sind. Neu errichtet und am Wochenende frisch bezogen wurde ein beheizbares Großzelt, das 70 Flüchtlingen Platz bietet.

"Wir sind glücklich, dass so viele Familien mit Kindern hier sind", bekennt Schwester Antonja. Und fügt hinzu: "Aber auch die Erwachsenen sind sehr freundlich und dankbar". Die Gemeinschaft müsse zwar einige Einschränkungen hinnehmen, sich etwa bei größeren Veranstaltungen behelfen. Es gebe auch Umsatzeinbußen, wegen der reduzierten Zimmerzahl oder auch in der Cafeteria und im Buchladen, die vom hinteren Eingang her aktuell nicht direkt zugänglich sind. "Aber was heißt das schon, verglichen damit, was die Menschen im Krieg und auf der Flucht erleiden mussten", betont die Provinzoberin.

Zwei Mauerdurchbrüche und etliche Quadratmeter Leichtbauwände brauchte die Stadt, um einen eigenen Bereich für die Notunterkunft zu schaffen. Das Außengelände ist umzäunt, der Zugang im Blick. Gummimatten auf Lattenkonstruktionen ermöglichen es, die Wege zwischen Containern, Zelten und Behelfstüren trockenen Fußes zurückzulegen.

Das Deutsche Rote Kreuz versorgt die Flüchtlinge, es gibt ein Verpflegungszelt und einen Sanitäts-Container. Mehrere Dutzend Ehrenamtliche helfen bei der Essensausgabe, erteilen Sprachunterricht, bieten Freizeitgestaltung. "Die Stimmung ist gut, die Menschen sind dankbar, hier sein zu dürfen", beobachtet Jürgen Kuhlmann, der sich als technischer Beigeordneter seitens der Stadt um die Unterkunft kümmert.

Drei Schwestern pflegen als Ansprechpartnerinnen intensiven Kontakt zum Leitungsteam der Unterkunft. Bei Begegnungen suchen viele Schwestern das Gespräch mit den Menschen, auch wenn die Sprachbarriere dies erschwere, erzählt Schwester Dagmara. Eine gute Gelegenheit zum Kennenlernen habe das ‚Fest der Begegnung' im August geboten. Manche der Flüchtlinge seien an dem Tag beim Gottesdienst gewesen, die meisten Kleinen beim Kinderprogramm: "Es war ein wunderschönes Fest".

Einzelne Geflüchtete gehen schon mal in die Kapelle, um dort zu beten oder eine Kerze anzuzünden, berichtet Schwester Antonja. Eine kleine Aufregung gab es in den ersten Tagen, als gegen Abend die Alarmanlage der Schönstattkapelle losging. Ein besorgter Blick ergab: "Eine Frau stand mit ihrem Kind im Altarraum und beide küssten nacheinander ganz innig das Kreuz, das sie dazu in die Hände genommen hatten". Für solche Bedürfnisse steht nun vor dem Altarraum ein Marienbild mit Jesuskind: "Dort können die Menschen nun ihrer Verehrung Raum geben".

Text / Foto: Bischöfliche Pressestelle
23.09.2015

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